Format-Gespräche
Dialoge über Formate in Film und Videokunst

Formate sind Maßgaben zur Organisation medialer Informationen und Inhalte. Sie dienen der Standardisierung dieser Maßgaben und regulieren den Gebrauch von Medien unter bestimmten technischen sowie ökonomischen und rechtlichen Voraussetzungen. Formate sind damit auch Technologien der Macht, die auf Vorstellungen und Erwartungen wirken und diese unter anderem im Interesse des Marktes kalkulierbar machen. Zugleich aber sind Formate ein Schauplatz der Aushandlung, Überprüfung oder Verwerfung jener Erfahrungs- und Wissensbestände, die sie in standardisierter Form verfügbar machen. Wie die Geschichte der Formate zeigt, können einstige Standards marginalisiert werden oder marginale Formate zum Standard erhoben werden, sie können zwischen den Bereichen normativer und alternativer Praktiken zirkulieren und durch Gesten der Aneignung und Übersetzung in verschiedene Kontexte transferiert werden.

Welche Bedeutung kommt dem Format in der zeitgenössischen Film- und Videokunst zu? Was unterscheidet es von der Form hinsichtlich der ästhetischen Gestaltung? Ist das Format eine Kategorie künstlerischen Handelns und Denkens?


04.09.2018, 18.00-20.00, Kunsthalle Zürich

Künstlergespräch mit Heiner Franzen

moderiert von Fabienne Liptay im Rahmen der Ausstellung «100 Ways of Thinking» in der Kunsthalle Zürich, in Kooperation mit dem Zentrum Künste und Kulturtheorie (ZKK) der Universität Zürich

Heiner Franzen arbeitet als Künstler in den Medien der Zeichnung, der Skulptur, des Videos und der Animation. Er hatte Gastprofessuren an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig sowie an der Kunsthochschule Weißensee inne. Mit seinen Arbeiten war er in verschiedenen Ausstellungen, unter anderem im n.b.k. und in der Temporären Kunsthalle Berlin sowie im Maria HILF an der ETH Zürich vertreten. Zuletzt war mit Großes Gesichtsfeld am Haus am Lützowplatz in Berlin seine erste institutionelle Einzelausstellung zu sehen. Die Bedingungen der Wahrnehmung, ihrer medialen und institutionellen Formatierungen wurden hier selbst ansichtig gemacht. Der Ausstellungsaum wurde in ein «großes Gesichtsfeld» verwandelt, in dem Bilder unaufhörlich im Entstehen zu begriffen scheinen.

Heiner Franzen, Großes Gesichtsfeld, 2018, Ausstellungsansicht Haus am Lützowplatz, Berlin (Foto: Jan Windszus)

Format-Gespräch mit Heiner Franzen, Kunsthalle Zürich, 2018

Format-Gespräch mit Heiner Franzen, Kunsthalle Zürich, 2018

17.10.2018, 18.00-20.00, Kunsthalle Zürich

Künstlergespräch mit Philipp Fleischmann

moderiert von Fabienne Liptay und Laura Walde im Rahmen der Ausstellung «100 Ways of Thinking» in der Kunsthalle Zürich, in Kooperation mit dem Zentrum Künste und Kulturtheorie (ZKK) der Universität Zürich

Philipp Fleischmann ist Künstler und Filmemacher und leitet die Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film in Wien. In seinen Arbeiten greift er wiederholt auf analogen Film im Kunstkontext zurück, so etwa in Main Hall (2013), um den Hauptausstellungsraum der Wiener Secession mit 35-mm-Film zu vermessen. Diese Arbeit ist Teil einer geplanten Reihe zu österreichischen Kunstinstitutionen, in denen das analoge Filmformat in seiner Materialität und Länge auf den jeweiligen Raum bezogen wird. Im vergangenen Winter hat er in der Kunsthalle Exnergasse in Wien die Ausstellung Slow Down! Filmische Hinwendung zur Reduktion ko-kuratiert, die dem 16-mm-Filmformat und seinen Ökonomien der Sparsamkeit gewidmet war.

Philipp Fleischmann, Main Hall, 2013, Filmstill

Philipp Fleischmann, Main Hall, 2013, 35mm Filmstreifen

Philipp Fleischmann, 2012/2013

Philipp Fleischmann, The Invisible Cinema 3, 2017, Filmstill

Philipp Fleischmann, Untitled (Generali Foundation Vienna), 2015, Filmstill

03.11.2018, 15.00-17.00, Kunsthalle Zürich

Künstlergespräch mit Sascha Reichstein

moderiert von Carla Gabriela Engler und Fabienne Liptay im Rahmen der Ausstellung «100 Ways of Thinking» in der Kunsthalle Zürich, in Kooperation mit dem Zentrum Künste und Kulturtheorie (ZKK) der Universität Zürich

Sascha Regina Reichstein ist Künstlerin und Filmemacherin sowie Lehrbeauftragte für künstlerische Fotografie an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre filmischen und installativen Arbeiten, darunter Daily Production (2008) oder The Production of Tradition (2009), richten den Blick auf Textilien, in deren Mustern und Formensprache sich die globalen Beziehungen ihrer Herstellung und ihres Handels in Geschichte und Gegenwart vielfach niederschlagen. Fragen der industriellen Standardisierung spielen dabei eine zentrale Rolle und werden in den Formaten ihrer medialen Archivierung und Ausstellung reflektiert. Mit ihrem Film Patterns of the Conquerors (2017) war sie im Internationalen Wettbewerb auf den 64. Kurzfilmtagen Oberhausen sowie am CineMigrante Filmfestival in Buenos Aires und am Yebisu International Festival for Art & Alternative Vision on Tokio vertreten.

Sascha Regina Reichstein, Patterns of the Conquerors, 2017, Filmstill

Sascha Regina Reichstein, Patterns of the Conquerors, 2017, Filmstill

Sascha Regina Reichstein, Patterns of the Conquerors, 2017, Filmstill

Sascha Regina Reichstein, Patterns of the Conquerors, 2017, Filmstill


26.05.2019, 19.00-20.00, Festivalzentrum Kunstraum Walcheturm, Zürich

Künstlergespräch mit Uriel Orlow

moderiert von Fabienne Liptay und Patrick Huber im Rahmen des 21. Videoex Experimentalfilm & Video Festival Zürich


Theatrum Botanicum von Uriel Orlow ist ein Werkkomplex und eine laufende Forschungsarbeit, die die die botanische Welt durch Film, Fotografie, Installation und Ton als Bühne für die Politik betrachtet. Aus der doppelten Perspektive Südafrikas und Europas zeigt das Projekt Pflanzen sowohl als Zeugen und Akteure der Geschichte als auch als dynamische Agenten. Sie verbinden Natur und Mensch, ländliche und kosmopolitische Medizin, Tradition und Moderne über verschiedene Geografien, Geschichten und Wissenssysteme hinweg mit einer Vielzahl von heilenden, spirituellen und wirtschaftlichen Kräften. Im Anschluss an das Screening der Filme aus dem Werkkomplex Theatrum Botanicum (CH-Fokus) diskutiert Uriel Orlow mit Fabienne Liptay, Professorin für Filmwissenschaft an der Universität Zürich, und Patrick Huber, Festivalleiter Videoex, über zentrale Themen seines Schaffens. Dabei spielen das Spannungsfeld von Geschichte und Fiktion, deren Verhältnis zueinander, ihre Überschneidungen sowie ihre Konkurrenz eine wichtige Rolle. Im Gespräch werden die Grenzen zwischen Dokumentarischem und Fiktionalem ausgelotet. Dabei stellt sich zudem die Frage nach der Konstruktion von Wirklichkeit und des Historischen im Blick auf die Botanik als Bühne politischer Verhältnisse zwischen Südafrika und Europa.

Uriel Orlow, The Crown Against Mafavuke, 2016, single-channel HD video with sound

Uriel Orlow, Muthi, 2017, single-channel HD video with sound

The Fairest Heritage, 2016, single-channel video

Uriel Orlow, Imbizo Ka Mafavuke (Mafavuke's Tirbunal), 2017, single-channel HD video, black and white / colour